Das verzerrte Bild
Wohl jeder hat schon mindestens einen Instagram-Account gesehen, dessen Name so oder so ähnliche aufgebaut ist: [Vorname Nachname Photography] oder [einfallsreiches-Wort Photography]. Hinter diesen Profilen befinden sich dann oftmals, nicht immer, Amateur-Fotografen, die ihre IPhone-Bilder mit den standardmäßigen Instagram-Filtern aufhübschen und hochladen. Alternativ besitzen sie natürlich eine Spiegelreflexkamera und verwenden GIMP, um ihre hochauflösenden Bilder zu bearbeiten. Was ich damit kritisieren möchte, sind nicht die Amateur-Fotografen, die das so handhaben. Nein, mir geht es um die allgemeine Attitüde gegenüber der Fotografie, die sich aus so einem Habitus entwickelt.
So möchte ich heute John Richter vorstellen. Der 20-jährige Neustädter macht derzeit eine Ausbildung zum Produkt- und Werbefotografen bei einem großen Möbelhaus in Würzburg. Ich kenne ihn schon länger, auch wenn sich die Wege selten gekreuzt haben. Doch neulich hat er auf seinem Instagram-Account kostenlose Shootings angeboten. Da ich gerade sowieso Bilder für Bewerbungen und diese Website brauchte, ergriff ich die Chance und kontaktierte ihn.
Eine gute Woche später trafen wir uns dann in Nürnberg und ich durfte Model spielen.
“Stell dich so hin, wie du dich am wohlsten fühlst”
Mit dieser Anweisung allein stand ich also bei leichtem Regen und maximal 5 Grad auf einem Parkdeck. John ist der Meinung, dass es besser ist, wenn jeder sich so natürlich wie möglich vor der Kamera verhält, um authentische Bilder zu bekommen. Anfangs war ich zwar etwas überfordert mit dieser Art von Freiheit, allerdings stellte sich schnell heraus, dass er Recht behalten sollte.
Zwischen dem Posen und der Suche neuer Spots, erklärte er mir auch, warum die lückenlose Bewölkung aus technischer Sicht gut ist, dass nach rechts schauen auf einem Bild “in die Zukunft blicken” bedeutet und allerhand weitere interessante Kleinigkeiten. Ich habe zu jedem Zeitpunkt gemerkt, dass sowohl die fachliche Kompetenz, als auch die Leidenschaft für die Fotografie vorhanden ist.
Nach gut, 1,5h waren wir dann fertig und ich etwas durchgefroren.
Brotlose Kunst
Ohne jetzt genaue Zahlen nennen zu wollen, hat mir John versichert, dass er im dritten Lehrjahr seiner Ausbildung ein Gehalt bekommt, das in keinster Weise an das vieler anderer Ausbildungsberufe rankommt. Da bleibt einem also nur übrig seine Leidenschaft auch in der Freizeit zu monetarisieren und sich so etwas dazuzuverdienen. Und genau hier greift das oben genannte Problem. Achtung Wortspiel: Das Bild des Berufsfotografen ist verwässert.
“Er wollte, dass ich acht Stunden lang auf der Hochzeit fotografiere und hat mir dafür 200€ geboten”, so John. In der Regel sitzt man mindestens genauso lang wie man fotografiert an der Selektion und Nachbereitung der Bilder – und das nur im Besten Fall.
John will niemanden dafür verantwortlich machen, er fotografiert ja nicht des Geldes wegen, sondern weil es seine Leidenschaft ist.
Dennoch möchte ich daran appellieren, dem Berufsstand des Fotografen mehr Verständnis und auch Respekt entgegenzubringen. Auch wenn sich in eurem Instagramfeed 1000 Photography-Seiten herumtümmeln.
Wer mehr von John sehen will, der kann ihm auf Instagram folgen. Supportet ihn auf jeden Fall mit einem Abo!
Seine Stärken sind die Werbe-, Architektur- und Menschenfotografie.
Hi ihr zwei, Andy und John! Tolle Ueberraschung, freut mich sehr euch zu sehen. Viel Erfolg weiter und alles Gute! Liebe Gruesse Nina Glavan